+497141 | 911 73 86 info@praemedicon.de
Menü
Menü

Blog

Wissenswertes rund um Bewegungsanalyse und Wissenschaft

Bikefitting Laufanalyse Spezielle Analysen

Längere Performance, bessere Pace: die Laktat-Leistungsdiagnostik für Fahrradfahrer und Läufer

„Der Athlet ist vollkommen blau gegangen.“ „Da ging gar nichts mehr, die Muskeln waren komplett zu“. Sätze wie diese werden im Zusammenhang mit Ausdauerleistungen häufiger gesagt. Doch was meint man damit und was hat das mit der Ausdauerleistung und der Belastung zu tun? Das soll im Rahmen dieses Blogeintrags beantwortet werden.

Für sportliche Leistungen brauchen wir Energie – so viel ist klar. Der Körper nutzt bei Belastung unterschiedliche Wege, um Energie in Form von Adenosintriphosphat, kurz ATP, bereitzustellen. Dabei werden bei kurzandauernden hoch intensiven Belastungen andere Wege genutzt als bei langandauernden moderaten Belastungen. Man unterscheidet zwischen anaeroben (ohne Sauerstoff) Energiegewinnungswegen, die zu Beginn einer Belastung und hohen Intensitäten dominieren und aeroben (mit Sauerstoff) Energiegewinnungswegen, die bei langandauernden Belastungen entscheidend sind. Die anaeroben Energiegewinnungswege werden wiederum unterteilt in anaerob-alaktazid und anaerob-laktazid.

Zu Beginn einer Belastung bzw. bei sehr kurzen Belastungen werden zunächst die Phosphatspeicher im Körper genutzt (Spaltung von Kreatinphosphat). Da diese stark begrenzt sind, benötigt der Körper andere Mechanismen, um Energie zu generieren. Bei der anaeroben Glykolyse werden Kohlenhydrate verbrannt. Diese beiden Mechanismen laufen ohne Sauerstoff ab. Bei langandauernden und weniger intensiven Belastungen erfolgt die Energiegewinnung in Form der oxidativen Glykolyse, also mit Sauerstoff und bei Belastungen über 2h dominiert die Lipolyse, der Abbau von Fetten.
Während bei der Nutzung der Phosphatspeicher kein Laktat anfällt, kommt es bei der anaeroben Glykolyse zur Bildung von Laktat im Blut. Laktat? Was ist denn das? Hier kommt jetzt die „Säure“ ins Spiel, von der wir so oft hören, wenn der Reporter davon spricht, dass der Athlet übersäuert ist. Laktat ist ein Stoffwechselzwischenprodukt, das bei der Energiegewinnung entsteht. Der Begriff Laktat bezeichnet zusammen mit Wasserstoffionen die Milchsäure, die im Blut nachzuweisen ist. Dieses Produkt kann vom Körper bis zu einer gewissen Menge abgebaut werden. Bereits in Ruhe hat jeder Mensch einen Laktatwert zwischen 0,5 und 2,0 mmol/l. B. Bei intensiverer Belastung fällt mehr Laktat an und kann nicht mehr so schnell abgebaut werden, wie es gebildet wird. Der pH-Wert im Blut fällt, das Zellmilieu wird sauer, der Körper bzw. die Muskeln „übersäueren“.

Im Ausdauerbereich werden im Allgemeinen zwei Schwellen unterschieden: die aerobe Schwelle und die anaerobe Schwelle. Diese Schwellen kennzeichnen Übergänge der Energiegewinnung. Es existieren unterschiedliche Schwellenmodelle. Manche Wissenschaftler setzten Fixwerte wie beispielsweise Mader et al (1976) bei 4mmol/l. Andere bezeichnen den ersten Anstieg in der Laktatkurve als die aerobe Schwelle und berechnen die anaerobe Schwelle dann auf Basis dieses ersten Anstiegs (Dickhuth et al., 1988). Beim Training unterhalb der aeroben Schwelle erfolgt die Energiegewinnung aerob, es fällt demnach kein Laktat an. Bei zunehmender Intensität verändert sich die Energiegewinnung: Der Körper ist nicht mehr in der Lage, die benötige Energie ohne Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Im aerob-anaeroben Übergangsbereich wird Laktat gebildet, welches jedoch vom Körper ausreichend verwertet werden kann. Oberhalb der anaeroben Schwelle wird mehr Laktat gebildet, als vom Körper verarbeitet werden kann. Demnach sammelt sich das Laktat im Blut an. Die Laktatproduktion ist von der Glykolyserate abhängig. Zusammen mit dem Laktat fallen Wasserstoffionen an, die bei unzureichendem Abbau zu einem Abfall des pH-Wertes und dadurch die kontraktilen Eigenschaften der Muskulatur und die Glykolyserate hemmen. Es kommt zu einer Leistungseinbuße. An der anaeroben Schwelle halten sich Laktatbildung und Laktatabbau im Gleichgewicht, man spricht vom sogenannten Steady-State. Die optimale Leistung, die man über einen langen Zeitraum aufrecht erhalten kann, kann also genau an dieser Schwelle erreicht werden.

So viel zur Theorie und was hat das jetzt mit diesem Test zu tun und was bringt mir das für mein Ausdauertraining?

Diese Vorgänge macht man sich bei der Ausdauerleistungsdiagnostik zu Nutze. Der Laktatwert im Blut kann gemessen werden. Dies erfolgt zumeist durch die Abnahme einer kleinen Menge Kapillarblut an der Fingerkuppe oder am Ohr. Meistens erfolgt eine solche Diagnostik im Rahmen eines Stufenprotokolls, bei dem der/die Sportler/in unterschiedliche Intensitäten absolviert. Nach jeder Stufe wird eine kleine Menge Blut entnommen und der aktuelle Laktatwert berechnet. Diese Werte werden zusammen mit den Herzfrequenzwerten in ein Diagramm übertragen. Das Diagramm zeigt einen exponentiellen Anstieg der Laktatwerte mit zunehmender Intensität (Geschwindigkeit/Watt). Auf Grundlage dessen werden je nach Schwellenmodell die Schwellen bestimmt.

Anhand der Schwellen kann man auf die Leistungsfähigkeit eines Sportlers schließen. Neben einer höheren Maximalleistung ist die Laktatkurve bei besseren AthletInnen nach rechts verschoben. Es kommt erst bei höheren Geschwindigkeiten zum Anstieg der Laktatwerte im Blut und demnach liegen die Schwellen auch bei höheren Geschwindigkeiten. Eine hohe aerobe Schwelle wird oft mit einer guten Grundlagenausdauer assoziiert. Daher macht es auch Sinn nach einem Trainingsblock eine erneute Laktatdiagnostik durchzuführen. War das Training erfolgreich, sollte es zu einer Verschiebung der Laktatkurve nach rechts gekommen sein. 

Auf Grundlage der Laktatkurve kann man dann Trainingsempfehlungen je nach Trainingsziel aussprechen. Die Empfehlungen für den Sportler mit der oberen Kurve sehen beispielsweise wie folgt aus. 

Im Training kann sich der Sportler dann entweder an den Herzfrequenzbereichen oder am Lauftempo orientieren. Das Training sollte dabei abwechslungsreich sein und nicht immer im selben Bereich absolviert werden. Zu beachten ist jedoch und das machen viele, vor allem Anfänger, falsch, dass nicht ständig bei zu hohen Intensitäten oberhalb der IAS trainiert wird. Zudem sollten diese Bereiche zum Intervalltraining genutzt werden und man sollte nicht versuchen, in diesen Bereichen einen Dauerlauf zu absolvieren.

Um optimale Leistungen zu erzielen, sollte ein Sportler an der anaeroben Schwelle laufen, da er hier die Leistung über einen sehr langen Zeitraum aufrechterhalten kann, ohne dass die Muskulatur übersäuert und die Leistung abfällt. Auf dieser Basis können mithilfe der errechneten Schwelle Zeiten für gewisse Strecken errechnet werden. Für unseren Sportler aus dem obigen Beispiel wären das die Folgenden:

Wenn ihr mehr zu unserem Angebot wissen möchtet, dann hier: https://www.praemedicon.de/leistungen/laktatmessung/

 

 

Literaturangaben:

Keul, J. & Haralambie, G. (1977). Energiestoffwechsel und körperliche Leistung. In: Hollmann, W. (Hrsg). Zentrale Themen der Sportmedizin. Berlin, Heidelberg, New York Springer 111-131

Faude, O., Kindermann, W. & Meyer, T. (2009). Lactate Threshold Concepts. How Valid arre They? Sports Med 2009; 39 (6): 469-4900112-1642/09/0006-0469/$49.9

aus der Fünten, K., Faude, O., Hecksteden, A., Such, U., Hornberger, W. & Meyer, T. (2013). Anatomie und Physiologie von Körper und Bewegung. In: Güllich, A. & Krüger, M. (Hrsg). Sport. Berlin, Heidelberg: Springer.

aus der Fünten, K., Faude, O., Skorski, S. & Meyer, T. (2013). Sportmedizin. In: Güllich, A. & Krüger, M. (Hrsg). Sport. Berlin, Heidelberg: Springer.

Braumann, K.-M., Ziegler, M. & Reer, R. (2004). Stellenwert von Laktat zur Leistungsdiagnostik und Trainingsgestaltung im Freizeit- und Fitnesssport. Sportorthopädie und Sporttraumatologie, 20(2), 71–75

Röcker K. (2013). Die sportmedizinische Laktatdiagnostik: Technische Rahmenbedingungen und Einsatzbereiche. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. (64), 367-371. doi:10.5960/dzsm.2013.110

25 Mär
  • Kategorien

  • Kontakt aufnehmen

    PraeMedicon GbR
    Stuttgarter Straße 30
    71638 Ludwigsburg

    Sozial vernetzt

    facebook YouTube Instagram